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Glockenschlag


Allgemeine Betrachtung

Das akustische Zeitsignal setzt sich durch

Die Erfindung der Hemmung und damit der mechanischen Räderuhren hat die Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Erst die Kombination der Uhr mit einem Schlagwerk wurde bewusst wahrgenommen. Es waren die Stundenschläge an eine grosse Glocke, die allmählich die vielfältigen akustischen Signale von Stadt- oder Kirchtürmen verdrängten und den täglichen Ablauf der Menschen regelten.
Die heutige Stundenglocke am Zytglogge, im Oktober 1405, also kurz nach dem grossen Stadtbrand gegossen, schuf in Bern den grossen Durchbruch. Sie läutete so zu sagen den Neuanfang ein und verkündete den Bernern fortan die neuen, modernen Stunden. Lange genügte der Stundenschlag, um den Leuten den Tag einzuteilen. Erst etwa 80 Jahre später entstand das Bedürfnis, mit einer Viertelstundenglocke die Stunde weiter zu unterteilen.
Der Glockenschlag genügte den Bernern über 200 Jahre. Erst viel später erhielt der Turm die grossen Zifferblätter (s. dort).


Die Stundenglocke

Eine Glocke als Künder der neuen Zeit

Nur fünf Monate nach dem verheerenden Stadtbrand wird eine grosse, 1400 kg schwere Stundenglocke gegossen. Zusammen mit einem Schlagwerk soll sie künftig vom Uhrturm herab den Bernern die neue Zeit verkünden. Ihre Funktion war bereits vor dem Guss festgelegt. Die Inschrift, die in Frakturlettern den Glockenhals umläuft, teilt uns in wenigen Worten die Herstellung und die der Glocke zugeteilte Aufgabe mit:

anno d[omi]ni mccccv mense octobris fusa sum a ma[gi]stro ioh[ann]e d[i]c[t]o reber de arow sum vas ex ere et cunctis nuncio vere diei horas.

Im Jahre 1405 im Monat Oktober wurde ich von Meister Johannes genannt Reber aus Aarau gegossen. Ich bin ehernes Gefäss und Wachs (?) und allen verkünde ich die wahren (modernen) Stunden des Tages.



Die Viertelstundenglocke

Die kleinere der beiden Glocken

Die kleinere der beiden Glocken in der Turmlaterne ist die Viertelstundenglocke. Sie hängt direkt unter der Stundenglocke. Die 1887 gegossene, 450 kg schwere B-Glocke stammt aus der Aarauer Glockengiesserei H. Rüetschi AG. Die Vorgängerglocke aus dem Jahr 1486 musste damals ersetzt werden, weil sie zersprungen war.


Hans von Thann

Der goldene Stundenschläger

1534 zeichnet der Schustergeselle, Sebastian Fischer, den geharnischten Glockenschläger in sein Wanderbüchlein. 1554 wird der Name Hans von Thann anlässlich einer Reparatur erstmals erwähnt: Caspar Brükessel, dem urenmacher, vom Hansen von Thann wiederumb ze machen…

Die mächtige Lindenholzfigur mit Helm und Harnisch ist zwischen 1467 und 1485, mit dem Turmausbau und dem Versetzten der Glocken in die neue Turmlaterne entstanden. Sie sollte die Leute daran erinnern, dass mit den ersten Räderuhren, die nur in der Lage waren, eine Schelle oder eine Signalglocke anzuschlagen, ein Mensch die Schläge an einer grossen Glocke nachschlagen musste. Gleichzeitig wollte man mit der mechanischen Figur den Fortschritt der damaligen Technik preisen. Ein Automat, der die Arbeit eines Menschen verrichtete war zweifellos eine technische Sensation.

Es war nahe liegend, dass die menschliche Figur einen Namen erhielt, vielleicht nach einer historischen Person, die zum Glockenschlag einen Bezug hatte. In Frankreich nannte man sie häufig Jaquemart, in England Jack, in Belgien Jean oder Jantje. Im deutschsprachigen Gebiet taucht meist der Name Hans auf. Der Ursprung des Namens Hans von Thann konnte leider nicht endgültig geklärt werden. Gewisse Verbindungen nach Thann im Elsass wurden mehrmals nachgewiesen. Aber auch in Bern taucht der Name in einem Tellbuch (Steuerverzeichnis) aus dem Jahr 1389 auf.

1687, wenn ein verfaultes Bein ersetzt werden muss, ist immer noch vom Hans von Thann die Rede. 1732 hingegen, nennt ihn J.R. Gruner in seinem Bändchen Deliciae urbis Bernae den Herzog von Zäringen. Dieser Name blieb ziemlich lange in Gebrauch und erst in neuerer Zeit hat sich Hans von Thann wieder durchgesetzt.





Texte:
Markus Marti | Konzeption: macREC GmbH